
Titel: Alte weiße Männer: Ein Schlichtungsversuch
Autorin: Sophie Passmann
Seiten: 246
Genre: Humor
Verlag: KiWi
Format: Taschenbuch
Preis: 12,00€
Unbezahlte Werbung, da selbst gekauft.
5/5 ⭐
Wer hat noch nicht von ihm gehört?
Dem sogenannten „alten weißen Mann“ oder wie er in Amerika genannt wird „the angry white man“.
Mit viel Intellekt, Selbstironie, Scharfsinn und äußerst pointiert geht Sophie Passmann in Ihrem Buch der These des alten weißen Mannes auf die Spur und beweist damit, dass Feminismus definitiv auch lustig sein kann.
Augenzwinkernd konfrontiert Sie Männer, die in einer gewissen Art und Weise Macht besitzen, mit dem Begriff des „alten weißen Mannes“. Der Großteil Ihrer Interviewpartner ist erstaunlich selbstreflektiert oder besitzt selbst vielleicht eine feministische Ader. Doch gibt es auch die Interviewpartner, die sich ahnungslos, bequem oder vom Thema gelangweilt geben oder sich durch den Feminismus schlichtweg nicht abgeholt fühlen.
Der Mann, der typischerweise das Feindbild „alter weißer Mann“ verkörpert, wurde nicht interviewt. Also der, der seine Stellung als gesellschaftliches Privileg ansieht und sich nicht vom Thron stoßen lassen will bzw. sich bedroht fühlt vom Wandel und dessen, was eine kleine Gruppe gerade versucht, sich zu erkämpfen. Aber gibt es diesen „alten weißen Mann“ überhaupt noch? Ja, es gibt ihn noch und es wird Ihn auch noch weitergeben. Ab und an zwar nur durch ein selbstgeschaffenes Feindbild oder eine zwischenmenschliche Wahrnehmung, aber auch noch in Person.
Sind wir mal ehrlich, jede Frau meiner Generation, die sich ein wenig mit Feminismus auseinandergesetzt hat, kommt um die These des „alten weißen Mannes“ nicht umhin.
Ich bin von meiner Mutter so erzogen worden, dass ich selbstbestimmt meinen Weg gehen und alles schaffen kann, was ich möchte. „Ein hübsches Gesicht hilft dir später halt nicht weiter.“
Es ist jetzt nicht generell so, dass ich mich nicht auch hübsch mache, nicht ab und an die Aufmerksamkeit von Männern genieße oder mich nicht auch mal von einem Mann verteidigen lasse. Allerdings mag ich es nicht, wenn man mich bevormunden möchte, mir versucht klar zu machen, dass ich zu dem Thema nichts beitragen kann, weil ich eine Frau bin oder aber das, was ich erreicht habe, nur aufgrund der Gunst eines Mannes zustande gekommen ist. Ja, alles schon vorgekommen und auch ich habe das alles schon erlebt und das nicht zu knapp.
Auf die Wirtschaft bezogen kann man jetzt vielleicht sagen, dass wir von den Männern lernen müssen zu kommunizieren und zu Netzwerken. Ja, das stimmt vielleicht, denn anstatt zu kommunizieren oder zu Netzwerken, versuchen wir immer noch viel mit uns alleine auszumachen und uns alleine durchzukämpfen. Oft liegt dies aber auch daran, dass man unter Frauen oft Stutenbissigkeit und noch mehr Konkurrenzkampf findet, als es normal sein sollte. Aber ist es schlichtweg die Lösung zu sagen, wir müssen diverse Themen von Männern lernen?
Nein, das sehe ich nicht so oder nicht ausschließlich so. Ja, wir müssen lernen aber auch die Männer können von uns lernen.
Die Diskussion, ob Männer mit Macht freiwillig Ihre Privilegien teilen sollten und ob dies mit Kooperation oder mit einem gegenseitigen Kampf geschehen soll, wird wohl immer bestehen bleiben. Das Buch stellt ein gutes Zwiegespräch mit vielen Punkten zum Nachdenken dar. Klar, es bietet viele Thesen, ist nicht radikal oder lösungsorientiert, aber es ist ein Schritt in eine Richtung, die wir Einschlagen können, wenn wir bereit sind, aufeinander zuzugehen, uns auszutauschen und Missverständnisse aus der Welt zu schaffen.
Dieses Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.
Das Cover, unterliegt dem Copyright des Verlags. Das Foto, die Idee dazu sowie Rezension und Text sind von mir.